Deutschland ist für seine Medienlandschaft berühmt in der Welt. In kaum einem anderen Land gibt es eine so breit gefächerte Vielfalt an Medien und jedenfalls nach Gesetz können Pressevertreter frei arbeiten. Das sagt die Statistik. Laut Reporter ohne Grenzen befindet sich Deutschland beim Press Freedom Index auf Rang 14. Damit kann man zufrieden sein. Spanien ist ein Land, das mit der erst 1978 verabschiedeten neuen Verfassung eine recht junge Medienlandschaft aufweist. Mittlerweile hat sich das Land auf Platz 35 des Index‘ festgesetzt. Michael von den MedienKritikern war drei Monate in dem südwesteuropäischen Land und hat einige Unterschiede zum deutschen Mediensystem festgestellt. Die Medienlandschaft Spaniens, ein Überblick – Teil II.
Im ersten Teil dieser Serie beschäftigte ich mich mit der Fernseh- und Radiolandschaft Spaniens. Jetzt soll es um die Printmedien gehen. Auch in Spanien werden derzeit Gelder für die Redaktionen gekürzt. Die Krise scheint auch hier angekommen zu sein, aber alles der Reihe nach…
Jung, politisch und in der Krise – die spanischen Zeitungen
Ganz ehrlich: ich dachte die Zeitungen seien so gut wie ausgestorben. Dabei sehe ich hier immer wieder und oft Spanier, die ihre Tageszeitungen unter dem Arm geklemmt haben. Doch eigentlich ist das eher ungewöhnlich, die Zahlen sprechen nämlich eine ganz andere Sprache. Gerade einmal knapp 37% der spanischen Bevölkerung lesen Zeitung. Das ist viel weniger als in Deutschland – bei uns sind es ungefähr doppelt so viele!
Das liegt neben der weltweiten Printkrise ausgelöst durch das Internet vor allem an einem Phänomen: den Gratiszeitungen. Ja, richtig gelesen – gratis! Die Gratiszeitungen Spaniens machen den großen Tageszeitungen wie El País, El Mundo, ABC oder La Razón große Konkurrenz. Doch dazu gleich mehr. Zuvor ein kleiner Blick in die Geschichte und auf die politischen Ausrichtungen der spanischen Tageszeitungen.
Während der Diktatur Francos von 1935-1975 wurden die Medien von der Regierung komplett gleichgeschaltet und kontrolliert. Nach Francos Tod 1975 gründete sich die Tageszeitung El País und wurde somit zum Symbol des Übergangs zur Demokratie, der mit der Verfassung von 1978 nun auch Meinungs- und Pressefreiheit garantiert wurde. Man muss sich zudem vor Augen führen, dass die Spanier anders als die Deutschen ideologisch gespaltener sind. Zudem gibt es Medien in anderen Sprachen auf der iberischen Halbinsel – so u.a. katalanisch und baskisch, um nur die Sprachen zu nennen, in deren Regionen, wo sie gesprochen werden, seit Jahrzehnten Unabhängigkeitsbewegungen eine Neuordnung des spanischen Staates oder mehr Selbstbestimmungsrechte fordern.
Abgesehen davon sind die vorhandenen, meist sehr jungen spanischen Tageszeitungen ziemlich klar in ein politisches Schema einzuordnen, analog zu den zwei großen Parteien – der konservativen Volkspartei (PP) und den Sozialisten (PSOE). So befürworten „die Tageszeitungen ABC, El Mundo oder La Razón die starke Stellung des Könighauses, der katholischen Kirche sowie ein zentralistisch aus Madrid regierten Einheitsstaat. Linksliberale Medien wie El País, Público und El Periódico fordern einen […] föderalen Sozialstaat, in dem König und Kirche eine Nebenrolle spielen“.[1]
Zurück zu den schon erwähnten Gratiszeitungen. Seit der Jahrtausendwende erfuhren die in Spanien kostenlos verteilten Zeitungen einen außerordentlichen Aufschwung. Zwar punkten sie nicht gerade in Sachen Qualität, doch sie erreichen eben dadurch eine deutlich größere Leserschaft. Zum Vergleich: so schätzt man die tatsächlichen Leser der El País auf ca. 2,3 Millionen und die der Gratiszeitung 20 minutos auf 2,5 Millionen. Das heißt im Umkehrschluss: die erfolgreichsten Zeitungen Spaniens sind kostenlose.
Fazit
In Spanien ähneln sich die Medien grundsätzlich unseren in Deutschland. Dennoch gibt es einige gravierende Unterschiede, wie die Generalistenradios, die Gratiszeitungen oder aber auch die Internetauftritte der Medien. Sie sind vom Layout her nur schwer mit denen der deutschen Medien vergleichbar. Die Spanier sind eher Lesemuffel, hören dafür aber umso lieber Radio. Wobei Radio in Spanien anders aufgefasst wird: weniger Musik, mehr Gerede.
Aber eines vereint die deutschen und spanischen Medien: sie sind in der Krise, vor allem der Printbereich. Jetzt gilt es Lösungen zu finden und umzusetzen. Da sind die Deutschen auch nicht viel weiter als die Spanier.
Quelle:
[1] – URL: http://www.eurotopics.net/de/home/medienlandschaft/spanienmdn/
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